Sportplatz aktuell 10/2022: Sportrasen-Tipps für die kalte Jahreszeit
Ein Beitrag von Sebastian Leitner. 25.10.2022 | ca. 3,5 Minuten Lesezeit
Ob engagierter Greenkeeper, leidenschaftlicher Platzwart, interessiertes Vereinsmitglied oder aktiver Spieler - wer sich mit Sportrasen rund um den Fußball (Naturrasen oder Hybridrasen) beschäftigt, weiß, dass der Rasen im Winter geschont werden muss. Hier die wichtigsten Tipps von Sebastian Leitner - Fachberater rund um die Sportplatzpflege, Rasenregeneration und Umbau:
1) Bereiten Sie Rasen und Hybridrasen mittels gezielter Düngung auf den Winter vor. Sportgräser benötigen ab Herbst mehr Kalium und nur noch eine reduzierte Stickstoffgabe, um wichtige Reservestoffe bilden zu können. Optimal vorbereitet haben Rasenkrankheiten wesentlich geringere Chancen sich auf Ihrem Spielfeld auszubreiten und Schaden anzurichten.
2) Kein Spielbetrieb bei Nässe und Frost. Sperren Sie Rasenspielfelder bei ungünstiger Witterung unbedingt, um unnötige Schäden am Rasenplatz zu vermeiden. Bei Frost wird nicht auf Rasen gespielt oder trainiert. Warum? Weil die Gräser bei Frost nicht regenerieren können und der Rasen so schneller kaputt gespielt wird. Bei starker Nässe wird die Rasentragschicht beschädigt, die Ebenheit leidet.
Wichtiger Punkt für Spieler und Trainer: Bei Frost steigt zudem das Risiko für Verletzungen. Ein bereits mitgenommener (unebener) Rasenplatz wird bei Frost zur holprigen und harten Gefahr. Außerdem raten einige Sportmediziner grundsätzlich vom Fußballspiel ab Temperaturen unter -10 °C ab. Körperliche Anstrengung bei Kälte kann u.a. für die Atemwege schlecht sein und zu Belastungsasthma-ähnlichen Symptomen führen. Wenn der Rasen nicht mehr mitmacht, kann man auf Kunstrasen- oder Hartplätze ausweichen, alternativ geht's auch mal in die Sporthalle.
3) Sperrungen und Spielabsagen zwischen November und Februar sind witterungsbedingt normal. (Grund siehe Punkt 2)
4) Sichern Sie Beregnungsanlagen vor Frost und entleeren Sie sonstige wasserführenden Leitungen im Außenbereich, sofern diese nicht frostsicher sind.
5) Überprüfen und reinigen Sie Entwässerungsanlagen, Rinnen etc., um deren Funktion zu gewährleisten, sonst drohen Staunässe und Wasserschäden.
6) Entfernen Sie regelmäßig das Laub vom Rasen, damit der Rasen möglichst lange noch viel Licht und Luft bekommt, und reduzieren Sie damit das Risiko der Entstehung von Rasenkrankheiten. Das Entfernen von organischer Substanz ist ebenfalls für Kunstrasen, Kunststoffbeläge und Hartplätze Pflicht.
7) Planen Sie schon jetzt den Start im kommenden Frühjahr: ist der Rasenmäher ok? Fallen irgendwo Reparaturen an? Dünger eingekauft? Frühjahrsaktion bestellt? In welchem Zustand befindet sich der Platz und steht evtl. ab Ende Mai eine Regenerationsmaßnahme an?
Halten Sie ebenfalls nach Schäden an Tennenbelägen (Hartplätze, Laufbahnen), sowie Kunststoffrasen (Nähte gerissen? Fehlt Granulat?) und Kunststoffbelägen (Tartanbahn verschmutzt und rutschig?) Ausschau.
Warum müssen wir im Winter besonders auf den Rasen achten?
Ein Rasenspielfeld besteht aus vielen einzelnen Pflanzen. In Deutschland finden wir mit den für uns wichtigen Arten Lolium und Poa, sowie Festuca und Agrostis, sogenannte Cool-season Gräser. Diese Gräser sind wie alle Pflanzen abhängig von den Wachstumsbedingungen um sie herum. Sie benötigen Sonnenlicht, Luft, Wasser, Nährstoffe und bestimmte Temperaturen. Sinkt die Temperatur unter 1 Grad Celsius, so findet z.B. kein Wurzelwachstum mehr statt. Das Sprosswachstum stellen die Gräser schon bei Temperaturen unter 5 °C ein. In der Praxis bedeutet das für uns, dass Ihr Rasenspielfeld bei Temperaturen unter 5 °C ganz einfach nicht mehr nachwächst.
Bei jeder Nutzung entstehen Schäden, welche die Gräser nun nicht mehr "auswachsen" können. Selbst die stärksten unter den sehr belastbaren Gräsern verfügen temperaturbedingt zwischen Ende November und Februar nicht mehr über ihr sonst so erstaunliches Regenerationspotential. Interessant ist übrigens auch, dass etwas ähnliches im Sommer geschieht. Ist es dauerhaft wärmer als 25 °C, gibt es kein nennenswertes Wurzelwachstum mehr. Steigt die Temperatur noch weiter, so bleibt ab 32 °C sogar das Sprosswachstum aus.
Aber zurück zu den kalten Temperaturen: lagert der Rasen keine Reservestoffe ein, hier ist besonders Kalium wichtig, so sind die Gräser anfälliger gegenüber Frostschäden. Kalium wirkt in der Pflanze wie ein Frostschutz. Schlecht versorgte Gräser können bei Temperaturen unter -6 °C absterben. Je nach Nährstoffeinlagerung überstehen gut versorgte Gräser auch deutlich niedrigere Temperaturen unbeschadet. Diese Gräser entwickeln sich dann im Frühjahr auch schneller, wodurch man einen gut gepflegten Platz im Frühjahr zeitig wieder nutzen kann, während beschädigte Spielfelder und Gräser, die unter erheblichem Nährstoffmangel leiden, teilweise erst mehrere Wochen später wird voll nutzbar sind.
(Quelle: Soil Temperature Chart. An under used turf management tool. http://www.bayercentral.com.au/Resources/pdf/soil%20temp_screen.pdf)
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